Das Königreich Arn > Das Fürstentum Alderland und das Geschlecht der Voraniden
»Verzeih mir bitte, dass ich Dich so empfange! Gestern fanden die Feiern zu Ehren meines göttlichen Urvaters Voran statt. Der Höhepunkt ist der Spruch vom Orakel des Gottes, also von mir. Bei dieser entwürdigenden Zeremonie wird mir ein stinkender Sud eingeflößt, so dass ich mich alsdann sabbernd und unter Krämpfen windend zum Gespött mache. Glücklicherweise habe ich in der Regel keine sehr deutliche Erinnerung mehr an diese Momente der ›göttlichen Eingebung‹. Dennoch brauche ich stets einige Zeit, um mich von den Strapazen zu erholen.«
Fürst Adanur zu Udrast von Yuskor
Das Fürstentum Alderland und das Geschlecht der Voraniden
Die weite,
grasbewachsene Ebene von Alderland, gelegen zwischen der Alder und
dem Königsfluss, ist ein Land der Hirten und Viehzüchter,
die eine halbnomadische Lebensweise pflegen. Größere
befestigte Ansiedlungen finden sich nur an den Flüssen und an
der Küste. Hierbei handelt es sich zumeist um Städte
cerinischen Ursprungs. Alderland ist jenes der Fürstentümer,
in welchem sich noch das höchste Maß an cerinischer (und
südländischer) Lebensart und Kultur erhalten haben.
Das Fürstenhaus
von Alderland ist das Geschlecht der Voraniden, benannt nach dem
cerinischen Gott Voran. Voran der Löwe, einer der wichtigsten
Götter der Südländer, ist der Gemahl der Meeresgöttin
Ledia und wird als Herr der Winde verehrt. Er bringt die
Jahreszeiten, den Regen und die Trockenheit.
Die Erste der
Voraniden war Imalla, Stadtkönigin von Oador, welche von sich
behauptete, eine leibliche Enkelin des Voran zu sein. Die
wechselvolle Geschichte Alderlands hindurch haben die Nachkommen
Imallas stets eine bedeutende Rolle in den Städten Oador, Ardian
und Narach gespielt, sei es als Stadtkönige oder Fürsten,
als einflussreiche Räte und natürlich stets als
Hohepriester des Voran. Eine lange Zeit hindurch existierten zwei
Linien: die Schwarzen Voraniden in Oador und die Gelben Voraniden in
Ardian. Die Linie der Schwarzen Voraniden endete schließlich
mit der Stadtkönigin Niruk der Kinderlosen, von der erzählt
wird, sie sei in späteren Jahren wahnsinnig geworden und hätte
einen Meteoritenstein als Ehegemahl angenommen. Dieses Verhalten
führte schließlich zu einer Verschwörung der
Stadträte und Niruks gewaltsamem Ende. Die Linie der Gelben
Voraniden bestand jedoch weiter in der Stadt Ardian.
Nach dem Ende der
cerinischen Herrschaft strebten die alten Städte Alderlands
schnell wieder in die Unabhängigkeit, und die Stadtkönige
stritten unablässig um die Vorherrschaft im Land. Zu jener Zeit
stiegen auch die Hochkönige von Arn auf, und Morinon der Große
brachte schließlich auch die Ebene Alderlands und auch die
Stadt Narach am Fluß der Könige unter seine Kontrolle,
aber Ardian und Oador widersetzten sich ihm erfolgreich. Doch die
Zeit und Rivalität der Stadtkönige untereinander spielten
dem Hochkönig in die Hände. Formandil, Morinons Sohn,
gelang es schließlich, ein Bündnis mit Ardian zu
schließen, indem er seine Tochter Irjama mit dem Stadtkönig
Selekro, dem damaligen Oberhaupt der Voraniden, vermählte.
So wurde endlich auch Oador unterworfen, und Selekro wurde Fürst
des neu gegründeten Fürstentums Alderland und Vasall des
Hochkönigs in Arn. Gleichwohl legten Selekro und seine
Nachkommen den Titel Luma, wie die Stadtkönige von Alters
her genannt worden waren, nie ab und blieben Hohepriester des Voran.
Selekro und Irjama
hatten drei Söhne: Elegund, Maragund und Ostaldo. Maragund starb
schon als junger Mann an einer Vergiftung, die er sich durch den
Genuss verdorbenen Meeresgetiers zugezogen hatte.
Elegund wurde
als Ältester nach seinem Vater Fürst. Er heiratete Asamun
die Schöne, eine Edle aus Erida in der Irenaika, und allem
Anschein nach waren sie ein glückliches Paar, und drei
bezaubernde Töchter gingen aus dieser Verbindung hervor. Viel
späteres Unheil wäre vielleicht vermieden worden, wären
die nachfolgenden Herrscher Alderlands Nachkommen von Asamun gewesen,
denn die Gemahlin des Fürsten tat viel für die Freundschaft
zwischen Ardian und ihrer Heimat. So brach die fürstliche
Familie eines Tages zu einer Schiffsreise nach Erida auf, um
Freundschaft zu pflegen und für ein Bündnis zu werben. Doch
das Schiff war überschwer beladen mit kostbaren Gastgeschenken
und ging in einem Sturm auf See unter. So ertranken Fürst
Elegund, Asamun die Schöne und ihre drei Töchter.
Ostaldo, der
Jüngste der Brüder, wurde jetzt Fürst. Er war kein
fröhlicher Mann und wurde daher auch ›der Dunkle‹
genannt. Seine Gemahlin Finarda war bei der Geburt ihres einzigen
Kindes gestorben, und auch das Kind war dabei zu Schaden gekommen.
Meroban überlebte zwar, doch blieb er verkrüppelt und
schwachsinnig. Dennoch liebte Ostaldo mit herzzerreißender
Inbrunst den verwachsenen, stets sabbernden Jüngling, und er
weigerte sich, jemals wieder zu heiraten. Es gelang ihm sogar, in der
reizlosen Esella, einer Angehörigen der edlen Lusani, eine
Gattin für Meroban zu finden. Esella gebar zwei Töchter,
Aldera und Suna, die als Kinder Merobans des Blöden angesehen
wurden. Viele zogen indes in Zweifel, dass der Krüppel zur
Zeugung der Kinder in der Lage war, und hartnäckig hielten sich
Gerüchte, wonach Ostaldo selbst der Vater sei.
Aldera
Scharfblick, die erste Tochter Esellas, folgte Ostaldo als
Fürstin nach. Zu jener Zeit verschlechterten sich die
Beziehungen zu Erida rapide, was schließlich im Ausbruch des
Großen Krieges mündete. Fürstin Aldera und ihre
beiden Kinder fielen im Kampf. Alderas einzige Enkelin Elrema war zu
diesem Zeitpunkt noch ein Säugling, so dass zunächst
Alderas Schwester Suna das Herrschaft übernahm. Sie tat
dies ohne Begeisterung, da sie ihr Leben eigentlich dem Dienst des
Gottes Voran gewidmet hatte.
Als Elrema
die erforderliche Reife erlangt hatte, dankte Suna daher zu ihren
Gunsten ab und zog sich in ein Kloster zurück. Elrema führte
das Fürstentum für mehr als fünfzig Jahre, ohne sich
je weder im Kriegshandwerk, noch in der Diplomatie oder anderen
Dingen hervorzutun. So war denn auch ihre größtes
Verdienst, dass es zu ihrer Zeit selten Unruhen oder Kriege gab und
der Handel florierte. Die Fürstin heiratete spät, den edlen
Adenophas aus Oador, und mit ihm zusammen hatte sie einen Sohn,
Adanur. Adenophas war kränklich und starb früh, doch Elrema
blieb bis ins hohe Alter rüstig. So pflegte sie alljährlich
bei der Feier zur Sommersonnenwende, den Königsfluss in seiner
Breite bei Ardian zu durchschwimmen. Leider überschätzte
sie zuletzt ihre Kräfte, wurde von der Strömung mitgerissen
und ertrank.
Adanur,
der in seinen späteren Jahren auch ›der letzte Löwe
von Ardian‹ genannt wurde, heiratete nie und setzte auch
nicht auf andere Weise bekannte Nachkommen in die Welt. Er selbst
erklärte dies mit einem Gesicht, das er in seiner Jugend gehabt
haben sollte und worin ihm verkündet wurde, er sei der Letzte
seines Geschlechtes. Andere vermuten eher eine Schwäche der
Manneskraft dahinter, oder auch eine allzu große Vorliebe für
die gleichgeschlechtliche Liebe.
Die Voraniden nennen
sich auch gerne ›Haus des Löwen‹, und der Löwe
ziert sowohl ihr Familienwappen wie auch die Banner des Fürstentums.
Die Fürsten aus dem Geschlecht der Voraniden
Selekro von Ardian |
2410-2446 |
Elegund |
2446-2469 |
Ostaldo der Dunkle |
2469-2486 |
Aldera Scharfblick |
2486-2505 |
Suna die Fromme |
2505-2523 |
Elrema |
2523-2579 |
Adanur |
seit 2579 |
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